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  Erläuterungen zu den Madhabs
 

Erläuterungen zu den einzelnen Rechtsschulen



  • Hanefiyya

 

Sie gehen zurück auf Abu Hanifa an-Nu'man ibn Thabit, auch bekannt als al-Imâm al-A'zam, vor allem aber auf dessen Schüler Abu Yusuf und ash-Shaibani.

Sie sind etwa 31 % der Muslime und insgesamt die größte Gruppe.

Die wichtigsten Quellen, die von der hanafitischen Rechtsschule anerkannt werden, sind (in absteigender Reihenfolge): Koran, Sunna, Idschma, Qiyas und der Ra'y (Istihsan).

Die starke Betonung von Qiyas und Istihsan in den frühen Jahren der Hanafiten war deshalb so wichtig, weil in der Zeit Abu Hanifas zu viele schwache und gefälschte Hadithe in Umlauf waren, und keine wirkliche Systematik zur Bestimmung der richtigen (sahih) unter ihnen vorhanden war.

Dies führte dazu, dass die Rechtsschule zu Lebzeiten Abu Hanifas mehr Quellen bemüht hat als nach seinem Tod. Nach seinem Tod hatten Abu Hanifas Hauptschüler, die Gelehrten Abu Yusuf und Muhammad asch-Schaybani (die zwei Imame) maßgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Rechtsschule. Ein weiterer einflussreicher Schüler Abu Hanifas war Zufar ibn Al-Hudhayl.

Anders als Abu Hanifa gingen Abu Yusuf und Muhammad asch-Schaybani stärker auf die Hadith-Grundlage ein. Dies wurde dadurch ermöglicht, dass es mittlerweile einen Katalog als „echt“ (sahih) anerkannter Hadiths gab. Auf dieser Grundlage überarbeiteten und ersetzten sie viele Entscheidungen Abu Hanifas. Die heutige hanafitische Rechtsschule folgt daher in vielen Fragen der Meinung Abu Yusuf und asch-Schaybani und nicht der ursprünglichen Meinung Abu Hanifas.

So wird heute der Istihsan nicht mehr in der Form, wie Abu Hanifa ihn verwendete, eingesetzt. Auch wird der Ra'y (die freie Meinungsäußerung des Muschtahid, die nicht von direkten Belegen aus Rechtsquellen abhängig ist) heutzutage sehr selten angewandt.

Abu Hanifa und seine Schüler galten generell im Bereich Takfir (jemanden zu einem Ungläubigen, Kafir, erklären) als sehr behutsam und vorsichtig.

Abu Hanifa und dessen Schüler lehnen die Zuweisung eines bestimmten Ortes, an dem Gott existieren soll, ab.

 

  • Malikiya

 

Die malikitische Rechtsschule geht zurück auf Malik ibn Anas ibn Malik al-Asbahi. Sein Hauptwerk, der Muwatta, ist die Grundlage der Rechtsschule, in dem aber das juristische Denken noch nicht zur Rechtswissenschaft wurde; dies sollte seinem Schüler und ebenfalls madhhab-Gründer asch-Schafiʿi vorbehalten sein. ( etwa 25 % der Muslime)

 

  • Schafi'iya

 

Die schafiitische Rechtsschule gilt als strenger als die Rechtsschule der Hanafiten und als weniger streng als die Rechtsschule der Hanbaliten. Sie geht zurück auf Muhammad ibn Idrīs asch-Schāfiʿī.
In Glaubensfragen folgen die Schafiiten Abu l-Hasan al-Asch'ari. ( etwa 16 % der Muslime)

 

  • Hanbaliya

 

Sie geht auf Ahmad ibn Hanbal zurück, der unter anderem Schüler Muhammad ibn Idris asch-Schafiʿis und des Hanafiten Abu Yusuf war, wurde jedoch erst von seinen Schülern institutionalisiert. Ibn Hanbal billigte neben dem Koran und der Sunna vor allem dem Konsens der islamischen Gemeinde, der Umma, eine wichtige Stellung zu. Der Hanbalismus ist besonders in dogmatischen und in Fragen des Kultus sehr konservativ und strikt.

Muhammad ibn Abd al-Wahhab wurde über Ibn Taimiyya vom Hanbalismus entscheidend beeinflusst.

Die Hanbaliten sind die kleinste Rechtsschule des sunnitischen Islam, der etwa 5% der Sunniten anhängen.

Die Hanbaliten üben aufgrund des Einflusses in Saudi-Arabien, in dem die heiligen Stätten Mekka und Medina liegen, die jedes Jahr Ziel der großen muslimischen Pilgerfahrt (Haddsch) sind, einen starken Einfluss auf die gesamte sunnitische Gemeinschaft aus. ( etwa 4 % der Muslime)

 

  • Salafiyya

 

Der Begriff Salafiyya bedeutet wörtlich die Orientierung an den frommen Altvorderen, arab. as-Salaf as-salih. Sie sind die ersten drei Generationen von Muslimen. Der letzte der sahaba war Anas bin Malik, als letzter der Salaf der dritten Generation gilt Ahmad bin Hanbal, der Begründer der hanbalitischen Rechtsschule.

Ibn Taimiyya und Muhammad bin ‘Abd al-Wahhab können die zuletzt Genannten als Begründer vormoderner Salafiyya-Bewegungen bezeichnet werden.

Diejenigen Wahhabiten, die den Bezug auf Muhammad bin ‘Abd al-Wahhab  in ihrer Selbstbezeichnung vermeiden möchten, bezeichnen sich ebenfalls als Salafis. Dies liegt daran, dass sie nicht als Anhänger einer Einzelperson gelten wollen, sondern für sich in Anspruch nehmen, den „ursprünglichen“ Islam zu praktizieren, da auch ihnen die Salaf als Autoritäten dienen. Mittlerweile werden Wahhabismus und Salafiyya teilweise austauschbar verwendet.

Die Wahhabiten (Salafiten) genannte Richtung des sunnitischen Islam ist keine Rechtsschule, sondern wendet die Rechtsschule der Hanbaliten an. (siehe oben Hanbaliya)

 

  • Dschafariyya / Imamiten (Schia)

 

Das Wort Shia bedeutet soviel wie „Anhänger, Mitglieder einer Partei“. Ihre Anhänger betrachten Ali ibn Abi Talib als rechtmäßigen Nachfolger (Kalifen) des Propheten Mohammed. Die Sunniten dagegen sehen Abu Bakr als erster Kalif.

Ihrem Glauben nach kann die Prophetennachfolge nur von einem Nachfahren des Propheten erfolgen, da dieser als einziger göttlich legitimiert sei. Deshalb werden sie meistens auch ''Rechtsschule der Ahlulbayt'' genannt.

Kerngedanke der Glaube an die Vierzehn Unfehlbaren, diese Personen bilden die Ahlulbayt: Der Prophet Mohammed, dessen Tochter Fatima und ihr Mann Ali, also der Schwiegersohn des Propheten (gleichzeitig sein Cousen). Die weiteren Personen sind die Enkelkinder des Propheten, Hassan und Hussein. Die weiteren 9 Personen aus seinem Nachkommen sind die weiteren Kinder von Hussein. Ali Ibn Abi Talib ist der erste der 12 Imame, und Imam Mahdi ist der 12. Imam, der in der Verborgenheit ist und noch erscheinen wird.

Dschafariyya ist die erste islamische Rechtsschule (etwa 23 % der Muslime). Ihr Gründer ist der 6. Imam der Shiiten, Imam Dschaʿfar as-Sādiq. Er wird als Gründer dieser Rechtsschule angesehen, da die Shiiten erst in seiner Zeit (durch ihn) von anderen Muslimen akzeptiert worden sind. Er hat auch bei Sunniten eine besondere Stellung. Als sein bekanntester Schüler gilt Abu Hanifa, der Begründer der späteren hannafitischen Rechtsschule.

 

  • Ahmadiyya Muslim Jamaat

 


Der Gründer ist Mirza Ghulam Ahmad. Die Ahmadiyya leitet ihren Namen nicht vom Gründer, sondern von Prophet Mohammed ab.

Ahmadiyya wird heute von einem Kalif genannten spirituellen Oberhaupt geführt. Neben Koran, Hadith und Sunna haben die Schriften des Gründers Mirza Ghulam Ahmad große Bedeutung. Mirza Ghulam Ahmad wird als ein dem Propheten Muhammad nachgeordneter Prophet verehrt.

Ihr Motto ist: Liebe für alle, Hass für keinen.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat unterteilt sich intern in die Frauenorganisation (Lajna Imaillah), Organisation junger Männer bis 40 Jahre (Khuddam ul-Ahmadiyya) und Organisation älterer Männer ab 40 Jahre (Ansarullah).

Mitglied wird man durch Ablegen des Baiat (Treuegelübde) gegenüber dem amtierenden Kalifen. Jeder Ahmadi gehört einer der drei Teilorganisationen Khuddam ul-Ahmadiyya, Lajna Imaillah oder der Ansarullah an.
Im Baiat verkündet der gläubige Ahmadi seine Treue gegenüber dem amtierenden Kalifen, die Praktizierung des Islams, das Fernhalten von Sünden jeder Art, und das Bekenntnis zu den Glaubensgrundsätzen der Ahmadiyya.

Unterschiede zu den Sunniten und Shiiten:

-Mohammed ist der „größte“ und „beste“ Prophet, nicht aber der „letzte“ Prophet. Er brachte das Prophetentum zur Perfektion und schloss das religiöse Gesetz (Koran) ab.

-Jesus wird nicht leibhaftig wiederkommen. Die Berichte über seine Wiederkunft sind allegorisch zu verstehen und beziehen sich auf Mirza Ghulam Ahmad.

-Propheten nach Mohammed müssen seiner Sunna (Beispiel) und Hadith  (Botschaft) folgen. Sie müssen den Stempel Mohammeds (Siegel) tragen, dürfen kein neues Gesetz (Koran) bringen und können ihn nicht in Perfektion übertreffen.

-Mirza Ghulam Ahmad war der Mudschaddid (Erneuerer) des 14. Islamischen Jahrhunderts und ein (Mohammed nachgeordneter) Prophet.

 

  • Lahore Ahmadiyya-Bewegung

 

Sie sind eher eine kleine Gruppe und haben sich zurück entwickelt.Von der Ahmadiyya Muslim Jamaat grenzt sich die Lahore Ahmadiyya-Bewegung durch die Ablehnung des als autokratisch empfundenen Kalifentums ab. Dazu wird der von der AMJ als Prophet verehrte Gründer Mirza Ghulam Ahmad als „Reformer“ und „Erneuerer“ verstanden.
 

 

 

  • Aleviten

Die Aleviten (türkisch Alevi) sind eine teilweise eigenständige Religionsgemeinschaft die grob in einen  islamischen und einen nichtislamischen Flügel aufgeteilt werden kann. Ursprünglich aus der  Schia heraus insbesondere in der Türkei entstanden, spaltete sich die Bewegung in Teile, die sich von den islamischen Riten verabschiedeten und sich später auch selbst nicht mehr als  Muslime bezeichneten und denen, die an den Riten festhielten. Letztere bewegen sich heutzutage immer mehr in Richtung der  Dschafariten und bezeichnen sich seit ca. 1980 n.Chr. selbst oft auch als solche. Die Grenzen zwischen den Gruppen sind allerdings teilweise fließend.

Die bildliche Darstellung hat bei allen alevitischen Gruppen eine hohen Stellenwert.

Manche Aleviten gehören nicht zum Islam, da einige den Koran widersprechen, z.B. die Behauptung, dass das Gebet nicht Pflicht sei, obwohl das ja oft im Koran erwähnt wird. Daher teilen sich Aleviten in zwei Gruppen auf; die eine praktizierende Aleviten, die andere, die sich durch obengenannten Gründen vom Islam verabschiedet.

 
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